Montag, 24. Dezember 2018
Domkirke: Die Orgelmusik zur Weihnachtszeit
In diesem Jahr habe ich kurz vor Weihnachten die Konzertplatte "Domkirke" von Sunn O))) mehrmals gehört, hauptsächlich wegen des ersten Lieds, der nur aus einer Kombination von Orgel und Stimme besteht. Als ich noch auf Tschechisch bloggte, habe ich hier auch damals ein Lied von Sunn O))) empfohlen und ich kann es heute gerne auch so machen und dazu kann ich über den Text auch ein meiner liebsten Rock-Fotos aller Zeiten veröffentlichen. Wenn man aber eine gute Viertel Stunde zuhört, merkt man eine komische Tatsache: die beiden Gitarristen von der Band sind hier völlig abwesend und die ganze Zauberei wird nur von ihren Gästen bei diesem Konzert gemacht. Nur der Orgelspieler Steve Moore und der Sänger Attila Csihar sind bei diesem in einer alten norwegischen Kathedrale aufgenommenen Song tätig.
Samstag, 8. Dezember 2018
Prager Theaterfestival: Fast unendlicher Spaß (wie immer)
Ich habe drei Stücke aus dem Programm diesjähriges deutschsprachiges Theaterfestes gesehen und alle drei habe ich gut gewählt. Keine von den Vorstellungen war so gut wie die Hochpunkte von den vorherigen Jahren, aber bei allen war ich mit meiner Entscheidung sehr zufrieden. Obwohl das Thema dieses Jahrgangs war "Schluss mit lustig," das beste von mir gesehene Stück heißt "Unendlicher Spaß." Ich habe schon umsonst versucht, das Stück zu Leuten zu beschreiben, aber je postmoderner ein Kunstwerk ist, desto schwieriger es ist, seine Botschaft und sein Inhalt zu vermitteln. Aber es war sehr gut und die Schauspielerei war auf einem extrem hohen Niveau. Und der Spaß war auch dabei, obwohl meistens ziemlich makaber.
Samstag, 20. Oktober 2018
Amnesia Scanner: Die "Feuerstarter" für dieses Jahrzehnt?
Das Debutalbum Another Life von Amnesia Scanner, das kürzlich auf dem Berliner Label PAN erschienen ist, ist kaum zu überhören. Die Tracks von Amnesia Scanner sind aggresiv, provokant, stylistich verschieden und immer mit ausgeprägten Videos auf Youtube begleitet. Sind sie die neuen Prodigy? Sind sie auch live so gut? Es gab schon viele Gelegenheiten Amnesia Scanner in Tschechien live zu sehen, leider habe ich sie aber jedes mal verpasst. Die Lieder auf Youtube höre ich aber oft zu, hier gibt es z.B. den hervorragenden Track Chaos.
Dienstag, 21. August 2018
Rødhåd schlägt direkt auf den Amboss
Die neu erschienene Kompilation Modeselektion Vol.4 bietet viele gute Techno Tracks, die manchmal auch ganz innovativ klingen. Das bezieht sich z.B. auf die Kompositionen von Peder Mannerfelt und auch auf das Stück "Blacksmith" von dem Berliner DJ Rødhåd. Die industriellen Samples darin klingen wie gerade aus der Schmiede und die Spannung kann man sehr heftig spüren. Hier ist das Lied auf Youtube.
Sonntag, 17. Juni 2018
Eiskalter Soundtrack auf Denovali Records
Nanook of the North ist ein Film, von den viele Kenner der Filmgeschichte einst gehört haben, den aber nicht so viele Leute tatsächlich sahen. Es handelt sich um einen Stummdokumentarfilm über die Inuitbevölkerung in Grönland, was eigentlich kein allgemein populäres Thema ist. Nichtsdestotrotz gibt es auch heute Künstler, die sich an diese Dokumentation aus den Zwanzigern erinnern, z.B. Stefan Wesolowski und Piotr Kalinski. Die haben letzlich ein gemeinsames musikalisches Projekt namens Nanook of the North zusammengebastelt und eine schöne Musikbegleitung zu dem tonlosen Film geliefert. Sie klingt ein bisschen wie die Soundtracks von Trent Reznor und Atticus Ross, erschien auf dem deutschen Label Denovali und hier gibt es eine Komposition davon.
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Sonntag, 27. Mai 2018
Sind die Kassetten nur Relikte der Vergangenheit?
Ich bin ein Kassetten-Enthusiast, zumindest passt das zu meinem Alter. Als ich in der ersten Hälfte der Neunziger angefangen habe, Musik zu hören, waren die Kassetten noch eine ganz aktuelle Sache und ich halte sie auch heute für ein sympatisches Format. Ich habe noch viele alten Kassetten zu Hause (und noch vieler habe ich schon rausgeworfen) und ab und zu kaufe ich ein neues Stück in meine Sammlung. Zum letzten Mal kaufte ich eine Kasseten-Single, die nur auf Konzerten von der Band Alvvays erhältlich war. Insgesamt sind das sechs Minuten Musik, verteilt zwischen Seite A und B, sehr praktisch.
In der Welt von Kassetten kann man heutzutage sehr abgefahrene Dinge finden. Die Kassetten können auch in den Mengen von 20 oder 30 Stück erscheinen, auf völlig unkommerzieler Basis, dann wird mit dem Format sehr experimentiert. Letzlich habe ich über die letzte Kassette von dem Berliner Projekt MYMK gelesen. Der Tonträger ist nicht in Plastik, sondern in Beton gepackt. Das Musiklabel SØVN empfielht einen Hammer zu benutzen, damit man die Musik hören kann (das Internet ist natürlich eine andere Option). Der ganze Betonblock sieht total cool aus, hier sind die Bilder und weitere Infos dazu.
Dienstag, 8. Mai 2018
STILL gebucht für Creepy Teepee 2018
Die Namen von ersten Musikern für das Creepy Teepee Festival wurden angekündigt und dabei ist auch der ganz großartige Künstler STILL. Seine letzte Platte, die in dem letzten Jahr auf dem Berliner Label PAN erschienen ist, bietet seine moderne Ansichten auf die Musik von Jamaica und Afrika und das schätze ich sehr. Hier gibt es ein Lied davon.
Interessanterweise spielte STILL schon auf Creepy Teepee 2013 und das war auch der letzte Jahrgang, bei dem ich auch da war. STILL trat damals unter seinem ehemaligen Pseudonym Dracula Lewis auf. Wenn ihr diesen Clip gut beobachtet, würdet ihr auch mich unter den Tanzenden entdecken.
Freitag, 20. April 2018
Die Vergangenheit stellt kein Hindernis dar: Neuer film über Kurt Waldheim
Der neue Dokumentarfilm "Waldheims Walzer", der bei der letzten Berlinale den Glashütte Original Dokumentarfilmpreis erhalten hat, kann auch heutzutage viele Gefühle in dem Zuschauer wecken, obwohl er Vorgänge aus den achtziger Jahren zeigt. Es geht um die österreichische Präsidentschaftswahl 1986 und die ernsten Enthüllungen über den Gewinner Kurt Waldheim.
Diesen Film kann man auf vielen Ebenen wahrnehmen: Manche Sachen ändern sich in der Politik nicht (Kandidaten werden gewählt, obwohl es schreckliche Anschuldigungen gibt) und manche Sachen haben sich mittlerweile total geändert (die maßgebliche Stellung der staatlichen Medien). Am interessantesten sind aber die wertvollen Aufnahmen, die damals direkt auf Wiener Straßen gedreht wurden und die die Stimmung unter Wähler zeigen.
Samstag, 7. April 2018
Die neue Platte von Mouse on Mars kommt bald
Mouse on Mars, die Kultfiguren der deutschen elektronischen Musik, haben ein neues Album aufgenommen, die schon nächste Woche erscheinen soll. Die neue Platte heißt "Dimensional People" und man kann schon das Titellied davon auf Youtube verwundern. Die Stimme von Justin Vernon (aus Bon Iver) wurde hier bearbeitet und zu meinen Ohren klingt sie in dieser experimentellen Umgebung ein bisschen leichter zu ertragen als bei den normalen Bon Iver Songs.
Mouse on Mars haben aber in der Vergangenheit auch rhythmische Musik geschafft, die mehr für die Clubs geeignet ist. Das beste Beispiel davon ist meiner Meinung nach der Track "They Know Your Name," zu dem auch ein großartiges Video gedreht wurde.
Donnerstag, 22. März 2018
Je weniger Platz, desto mehr Bernhard
Ich hatte in den letzten Monaten unerwartet viel Kontakt mit meinem früher sehr beliebten Schriftsteller Thomas Bernhard. Meine Frau hat sich entschlossen, eine kleine Bernhard-Sammlung mir als Weihnachtsgeschenk zu geben und davon habe ich schon den Riesenroman "Auslöschung. Der Zerfall" gelesen. Ich habe auch die neue Bühnenfassung von dem Roman "Holzfällen. Eine Erregung" in Prag gesehen. Geile Titel, nicht wahr? Was mir aber am meisten Spaß machte, war "Der Theatermacher," verarbeitet von Teatr im. Stefana Jaracza w Lodzi.
Dieses Stück sah ich natürlich auch in Prag, es gab nur eine unbezahlbare Gelegenheit dazu im Spätherbst. Viel besser als nach Polen reisen zu müssen, hauptsächlich wenn die Polen die ganze eiserne Kiste nach Prag mitgebracht haben. Das Spiel fand also in einem großen Transportbehälter statt und es gab unter Zuschauern nur wenig Platz für die Schauspieler, deswegen war man der teufelischen Agnieszka Kwietniewska völlig ausgeliefert.
Ich mag Kontakt mit dem Darstellern und hier konnte man wirklich die furchtbar große Energie von Frau Kwietniewska spüren. Die unaufhörlichen Reden von Bernhards Figuren sind sowieso immer aufs Publikum gezielt, nichtsdestotrotz gibt es bei vielen anderen Bearbeitungen noch die "vierte Wand," also eine unsehbare Barriere zwischen der Bühne und dem Saal. Die emotionelle Tiefe des Stücks war deutlich bemerkbar und ich mochte die Inszenierung so sehr, dass sie wirklich ein meiner besten Theatererlebnissen 2017 war.
Sonntag, 11. Februar 2018
Helle Nächte konnten auch heller sein
Berlinale 2018 fängt schon in ein paar Tagen an und das Programm enthält viele ungeduldig erwartete Erstaufführungen, z.B. den neuen Animationsfilm "Isle of Dogs" von Wes Anderson. Jetzt ist eine gute Zeit nachzudenken, welche Filme von dem Berlinale Wettbewerb 2017 ich mittlerweile sah. Den komischen Retro-Film "Toivon tuolla puolen" schätze ich so hoch, dass ich ihn im Januar zu meinem Top 5 aufgehoben habe, während "Alone on the Beach at Night" sehr nett, aber auch ziemlich vergessbar war. Dann sah ich "Helle Nächte," die von dem Berliner Filmemacher Thomas Arslan gedreht wurden.
"Helle Nächte" ist also ein deutschsprachiger Film, aber man spricht da mal nicht so häufig. Es ist eine Geschichte über das Schweigen, zerstörte Beziehungen und verlorene Jahre. Ein Mann reist durch Norwegen mit seinem entfremdeten Sohn, der schon lange nur mit seiner Mutter lebt, und versucht ihm zu erstatten, was alles er während der letzten fünfzehn Jahre falsch machte. Oder zumindest versucht er ihn zum Reden zu bringen.
Schon am Anfang, also vor der Reise merkt man, dass der alte Mann generell unfähig ist, normale Beziehungen mit Menschen zu haben, und dieser Roadtrip stellt für ihn vielleicht eine Chance dar, eine neue Freundschaft mit dem eigenen Sohn zu entwickeln. Leider sieht man fast nie, was sich in den beiden stummen Köpfen abspielt, was die Handlung ein bisschen unklar macht. Man beobachtet, wie sich der Junge mit dem alten Kerl langweilt und plötzlich fühlt sich man ebenso. Letztendlich ist die wunderschöne norwegische Natur das Einzige, was diesen Film über den Durschschnitt hebt.
Montag, 29. Januar 2018
Top 5 Filme 2017
In meinem letzten Beitrag habe ich erwähnt, dass ich mich nicht mehr kompetent finde, neue Musik zu bewerten. Bei Filmen ist mein Selbstvertrauen höher, ich habe meiste wichtige Premieren 2017 gesehen, manche habe ich sehr genossen und es gibt eine ausführliche Liste von alles, dass ich sah.
In meinem Top 5 gibt es z. B. das neue Stück von dem österreichischen Meister Michael Haneke und auch die letzte Premiere von Aki Kaurismäki, der hier in Prag immer sehr beliebt war, zufälligerweise habe ich aber erst jetzt seinen wunderbar absurden Stil entdeckt. Am höchsten schätze ich Wind River, einen außerordentlichen amerikanischen Thriller, der kunstfertig unter Aktion, persönlichem Drama und sozialer Kritik schwankt.
1. Wind River (Reg. Taylor Sheridan)
2. Toivon Tuolla Puolen (Reg. Aki Kaurismäki)
3. Happy End (Reg. Michael Haneke)
4. Manchester By The Sea (Reg. Kenneth Lonergan)
5. La Región Salvaje (Reg. Amat Escalante)
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