Sonntag, 12. Mai 2019

Anifilm 2019: In der Stadt Marwen sind keine Deutschen willkommen


Obwohl ich bei Anifilm keine deutschen Filme sah, spielte dort die deutsche Kultur oft die traditionellen Nebenrollen. Am häufigsten konnte man das falsch ausgesprochene Deutsch in dem neuen Drama von Robert Zemeckis hören.

"Welcome to Marwen" beginnt mit einer Kampfszene aus dem Zweiten Weltkrieg, gespeilt mit Plastikpuppen. Die Nazis sind dementsprechend grotesk dargestellt, pervers erfreut, dass sie einen amerikanischen Pilot erschießen konnen. Auch der Held selbst geht direkt zu der ersten Anlaufstelle der Abwertung, nennt alle Deutschen "Fritz," und wenn die entwaffnet werden sollen, werden sie gebeten, den Hitlergruß mit beiden Händen zu machen.

Wenn eine Nebenfigur später in der Handlung die Deutschen verarschen will, schreit sie aus dem Nichts die fünf Sätze aus, die jeder kennt (Guten Tag. Sprechen Sie Deutsch? usw.). Die rudimentären Konversationsformeln werden von dem amerikanischen Macho natürlich so hässlich ausgesprochen, wie der Name des Malers Sandro "Buddy-celli" in einem anderem Film vom diesjährigen Wettbewerb.

Sobald sich man aber an die skurrile Darstellung der Krieg anhand "Barbie & Ken" gewöhnt, ändert der Regisseur Robert Zemeckis die Laune und fängt an, die Story von dem mit den Puppen spielenden Mann zu erzählen. Plötzlich ist das kein "Team America" mehr, sondern eine Geschichte vom Angst, Schmerz, Hass und Verlust.

Mark Hogencamp (die Hauptfigur, die in den gegenwärtigen Vereinigten Staaten lebt) wurde vor ein paar Jahren von einer Gruppe Rowdys fast umgebracht. Seitdem schließt er sich geistlich in die Welt von Puppen, damit er dort sein Leben gefahrlos fortsetzen könnte, inklusive einer Rache gegen Gewalt und Erfüllung seiner Liebesbedürfnisse. In der realen Welt wird Mark unter Druck gesetzt, wenn er die Täter vor Gericht konfrontieren soll, in seiner Stadt von Miniaturen erlebt er eine anders unwahrscheinliche Affäre mit seiner neuen Nachbarin.

Das Happy-End ist zu erwarten, aber die tragischen Aspekte von Marks Seele, die sich in seinem Benehmen ständig zeigen, machen diesen Film bemerkenswert.

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