Sonntag, 6. Oktober 2019
Grundlos verspäteter Bericht aus Karlovy Vary (Teil zwei)
Heute biete ich euch den zweiten Teil meiner Bemerkungen zu dem Internationalen Filmfest Karlovy Vary an. „Lillian“ ist eine Geschichte der gleichnamigen Russin, die illegal in den Vereinigten Staaten lebt. Die Chancen auf eine Beschäftigung sind schon alle weg, es gibt kein Geld mehr, sie spricht kein Englisch und sie kann auch nicht legal zurück nach Russland reisen. Sie beschließt sich also, zu Fuß durch das ganze Land zu gehen, bis zu dem eiskalten Ort, an dem die USA und Russland einander schon ziemlich nah sind. Dann schwimmen vielleicht, das erfährt man nie exakt. Wenn man dieses Werk als Travelogue wahrnimmt, merkt man auch weitere Inkonsequenzen (wahrscheinliche Dauer, Jahreszeiten, Grenzen), aber es wurde eher als eine Beobachtung der amerikanischen Kultur gemeint.
Die Heldin befindet sich in verschiedenen Situationen, die eine allein reisende Frau treffen können, und interagiert dadurch mit dem heimischen Volk (in einem Fall auch mit dem echt ursprünglichen Volk dieses Kontinents). Manche Situationen werden unangenehm, obwohl sie nicht gewältig sind, aber die Schwierigkeiten sind mit Freiheit entlohnt. Lillian läuft durch das freie amerikanische Land (während die Amerikaner in ihren Städten passiv bleiben) und besucht viele Orten, die von Menschen verlassen wurden oder die sich am Rande der menschlichen Interesse befinden. Auf solcher Oddysee kann man keine beste Unterkunft und Reisen auf gewissem Niveau erwarten, auf Niveau verzichtet die Heldin schon in der ersten Minute des Films (sie bewirbt sich erfolgslos um einen Job als Pornodarstellerin). Desto interessanter ist es, die andere Seite der Amerika durch die Augen vor Lillian zu sehen.
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