Sonntag, 17. September 2017

Kein Wein getrunken während des Prager Weinlesefests


Gestern hat das berühmte Oktoberfest in München angefangen und in Prag gab es gleichzeitig eine sehr kleinere Veranstaltung - das Prager Weinlesefest (Pražské vinobraní). Ein Paulaner Stand mit dem offiziellen Oktoberfestbier gab es aber auch dabei, deshalb habe ich auf Wein total verzichtet und beschätigte mich nur mit dem Bier. Der Preis wurde glücklicherweise zu den tschechischen Umständen angepasst, man hat nur 4,70 Euro pro Liter bezahlt, was ziemlich angenehm war. Die Atmosphäre war auch sehr freundlich und wir schafften es fast, wegzugehen, bevor das musikalische Begleitprogramm völlig unerträglich wurde.

Sonntag, 10. September 2017

"Getting rich" in Berlin


Letzlich hatte ich eine lustige Erfahrung bezüglich Verbindungen zwischen der deutschen und englischen Sprache, die ich hier erwähnen möchte. Es gibt heutzutage nicht viele Menschen, die sich noch an den amerikanischen Rapper 50 Cent und sein sogenanntes Meisterwerk "Get rich or die tryin" erinnern können. Ich bin ein von diesen Rap-Kennern, denn ich hatte die Ehre Kritiken über Rap-Platten für tschechische Zeitungen zu schreiben, als 50 Cent noch berühmt war. Jetzt habe ich festgestellt, dass es ein Stück in dem Maxim-Gorki-Theater in Berlin gibt, das einen komischen und ganz "fünfzigzentigen" Namen trägt: "Get deutsch or die tryin."

"Getting deutsch" ist eigentlich etwas, was ich schon seit Sommer 2016 versuche - für mich heißt das die Sprache sehr gut zu beherrschen. Ich habe die Handlung des Berliner Theaterspiels nicht ausführlich studiert, aber grundsätzlich soll "Getting deutsch" für die türkischen Personen dort eine Einbürgerung bedeuten. Letzendlich vorstellt die künftige deutsche Staatsangehörigkeit einen Zugang zu westeuropäischem Lebensniveau und Sozialhilfe, anders gesagt "Getting rich," deshalb wurde der Titel so gut gewählt.

Bei 50 Cent handelte es sich um einen öffentlich geäußerten Wunsch - der Rapper möchte reich werden und die Öffentlichkeit soll ihm helfen, dieses Ziel zu erreichen, also die so frech genannte Platte zu kaufen. Ob die Türken im Maxim-Gorki-Theater auch mit der Hilfe der deutschen Bürger rechnen können, bin ich mich nicht sicher, aber ja, ich habe das Stück nicht gesehen.

Freitag, 11. August 2017

"Dene wos guet geit" zeigt eine Gesellschaft in der Falle des Wohlstands


Die besten Kino-Premieren finden jetzt auf dem Locarno Festival statt. Dank meines Zutritts zu Festival Scope konnte ich auch virtuell dabei sein und ein paar neue Filme sehen.

Ein Film von dem Schweizer Regisseur Cyril Schäublin namens "Dene wos guet geit" ist eine absurde Vorführung von passiven Figuren, die ständig Bildschirme ihrer Smartphones beobachten, Passwörter zueinander buchstabieren und auf das Ende des Alltags warten. In solcher Gesellschaft ist es einfach ein Verbrechen zu verüben, aber ist die Polizei noch fähig, den Täter zu entdecken? Das Datenlimit auf ihren Smartphones wurde ja in diesem Monat schon überschritten.

Schäublin lässt sich vermutlich bei Václav Havel und Roy Andersson inspierieren und bietet ein großartiges und visuell unglaubliches Debüt. Das völlig unverständliches Schwizerdütsch macht das ganze Theater für mich noch ungewöhnlicher.

Samstag, 29. Juli 2017

Die große Ausstellung von Gerhard Richter


Sowie viele andere Musik-Fans habe ich das erste Bild von dem deutschen Maler Gerhard Richter auf der legendären Platte "Daydream Nation" von Sonic Youth gesehen. Ein Bild von Richters Kerze-Serie kann man auch bei seiner Prager Ausstellung sehen, aber es gibt auch eine große Menge von weiteren Themen und Stils. Richter war während mehreren Jahrzehnten sehr aktiv mit photorealistischem Malen, aber hat auch viele abstrakte Bilder geschafft und hat sich mit Konzeptualismus beschäftigt. Mein Lieblingsteil von der aktuellen Ausstellung war aber ein Auswahl von seinen Landschaftsbilder, wie z.B. das "See-See" Panorama.

Samstag, 15. Juli 2017

Eine kritische Beobachtung: Sergei Loznica filmt die Touristen in Sachsenhausen


Vor einer Woche bin ich von dem internationalem Filmfestival Karlovy Vary zurückgekommen. Ein von meinen größten Erlebnissen war Austerlitz, der neueste Dokumentarfilm von dem in Berlin lebenden Filmemacher Sergei Loznica. Sergei hat seine Kamera in das KZ Sachsenhausen genommen, viele Stunden von Material gesammelt und das Ergebnis davon ist ein kompromissloser Blick auf die Tausende von Touristen, die an jedem Tag diesen historischen Ort besuchen.

Zu seinen kunstvoll gestalteten schwarzweißen "tableaux vivants" bietet der Regisseur kein Kommentar, aber man kann den Film leicht interpretieren. Das Leben als eine unendliche Reihe von Selfies und Faszination von dem Tod statt Aufklärung sind die Hauptsachen, die der Filmemacher thematisiert. Im ganzen gesehen war Austerlitz viel besser als der spanische Film, der den Dokumentarpreis in Karlovy Vary gewonnen hat.

Sonntag, 18. Juni 2017

Sensationelle Entdeckung: Tresor Records existiert noch


Im März habe ich hier kurz erwähnt, dass ich nach Krakow fahren sollte. Als ich dort war, habe ich in einem Plattenladen eine ziemlich überraschende Tatsache festgestellt: Es gibt noch Tresor Records. Das im Jahre 1991 gegründete Berliner Techno-Label ist auch heute aktiv und veröffentlicht fast zehn Schallplatten pro Jahr. Man kann auf der diesjährigen Kompilation "Dreamy Harbor" hören, dass Tresor immer noch sehr gute Technotracks herausgibt, sowie tapfere Experimente.

Sonntag, 4. Juni 2017

Anders Trentemøller hat wieder etwas "anders" gemacht


Bei dem dänischen Künstler Anders Trentemøller gibt es offensichtlich keine Grenzen. Er ist hauptsächlich für seine elektronische Musik berühmt, doch tritt er mit einem richtigen Live-Band auf und sein neues Lied (wirklich, ein "Lied") "Hands Down" klingt wie The Cure und die anderen Klassiker von der Post Punk Szene. Präziser wurde das in den Kommentaren zu das neue Video ausgedrückt: Das Lied "errinert mich an Jehnny Beth, die mich immer an Siouxsie Sioux errinert." Unnötig zu erwähnen, dass Trentemøller schon ein Stück mir der echten Jehnny Beth (von Savages) veröffentlicht hat. Beide Lieder sind hervorragend.

Samstag, 20. Mai 2017

Mit Schwejk oder ohne Schwejk: Die ausführliche Untersuchung


Letzlich sah ich in Prag die Vorstellung "Kauza Schwejk," ein von vielen Theatermeisterstücken von Dušan David Pařízek. Der Theatermacher ist jetzt meistens in Österreich und Deutschland tätig und die von ihm geschaffte Produktion von "Der lächerlichen Finsternis" war für mich auch ein kapitales Erlebnis.

In "Kauza Schwejk" können wir tschechische, deutsche, österreichische und auch ungarische Schauspieler sehen, in erheblich bearbeiteten Rollen aus dem Buch von Jaroslav Hašek. Der Text ist aber völlig neu: Otto Fink, Adolf Biegler, "Frau Lukášová" und die anderen gehen durch alles, was Schwejk getan oder nicht getan hat und entscheiden, ob er ein Deserteur ist. Die Amtssprache des Gerichts ist Deutsch und die Sprache spielt auch eine wichtige Rolle in dieser Geschichte von Missverständnis unter Völker. Die Schauspieler wirken ganz spontan, das von Pařízek geregelte Tempo ist wirklich zauberhaft, es gibt viele komischen Situationen und auch eine Überraschung während der Pause.

Sonntag, 23. April 2017

Neu im Kino: Ein grausames Zeugnis aus Afrika


Der neue Dokumentarfilm "Safari" von Ulrich Seidl können wir als eine Fortsetzung von zwei seinen älteren Stücken wahrnehmen. In dem Film "Paradies: Liebe" wird auch der problematische Austausch von Gütern zwischen Europa und der dritten Welt thematisiert, während "Im Keller" zeigt uns auch zwei alten Opas aus Österreich, die gerne jagen. In dem neuesten Film verfolgt man sie und andere reichen Touristen auf dem Pfad von Giraffen, Zebras, Buschböcke und vielen anderen wehrlosen Tieren. Das Ergebnis ist traurig und blutig und schon das Trailer enthält ein paar sehr drastischen Szenen.

Sonntag, 2. April 2017

Die verlorenen Jungs aus dem Nord haben wieder in Prag gewonnen


Der dänisch-isländische Film "Hjartasteinn" wurde auf dem Prager Febiofest mit dem Hauptpreis ausgezeichnet. In diesem Film beobachtet man ein paar jungen Leute aus Island, ihre unglücklichen Lieben, alkoholsüchtigen Eltern, ihre Unsicherheit und Zweifeln. Es ist nur ein Zufall, dass der Febiofest-Gewinner aus dem letzten Jahr ("Þrestir") auch über unsichere, unglückliche islandische Kinder, Alkohol und Liebe erzählte. Diesmal habe ich von dem Wettbewerb drei Filme gesehen und "Hjartasteinn" finde ich davon am wenigsten interessant und originell.