Freitag, 11. August 2017
"Dene wos guet geit" zeigt eine Gesellschaft in der Falle des Wohlstands
Die besten Kino-Premieren finden jetzt auf dem Locarno Festival statt. Dank meines Zutritts zu Festival Scope konnte ich auch virtuell dabei sein und ein paar neue Filme sehen.
Ein Film von dem Schweizer Regisseur Cyril Schäublin namens "Dene wos guet geit" ist eine absurde Vorführung von passiven Figuren, die ständig Bildschirme ihrer Smartphones beobachten, Passwörter zueinander buchstabieren und auf das Ende des Alltags warten. In solcher Gesellschaft ist es einfach ein Verbrechen zu verüben, aber ist die Polizei noch fähig, den Täter zu entdecken? Das Datenlimit auf ihren Smartphones wurde ja in diesem Monat schon überschritten.
Schäublin lässt sich vermutlich bei Václav Havel und Roy Andersson inspierieren und bietet ein großartiges und visuell unglaubliches Debüt. Das völlig unverständliches Schwizerdütsch macht das ganze Theater für mich noch ungewöhnlicher.
Samstag, 29. Juli 2017
Die große Ausstellung von Gerhard Richter
Sowie viele andere Musik-Fans habe ich das erste Bild von dem deutschen Maler Gerhard Richter auf der legendären Platte "Daydream Nation" von Sonic Youth gesehen. Ein Bild von Richters Kerze-Serie kann man auch bei seiner Prager Ausstellung sehen, aber es gibt auch eine große Menge von weiteren Themen und Stils. Richter war während mehreren Jahrzehnten sehr aktiv mit photorealistischem Malen, aber hat auch viele abstrakte Bilder geschafft und hat sich mit Konzeptualismus beschäftigt. Mein Lieblingsteil von der aktuellen Ausstellung war aber ein Auswahl von seinen Landschaftsbilder, wie z.B. das "See-See" Panorama.
Samstag, 15. Juli 2017
Eine kritische Beobachtung: Sergei Loznica filmt die Touristen in Sachsenhausen
Vor einer Woche bin ich von dem internationalem Filmfestival Karlovy Vary zurückgekommen. Ein von meinen größten Erlebnissen war Austerlitz, der neueste Dokumentarfilm von dem in Berlin lebenden Filmemacher Sergei Loznica. Sergei hat seine Kamera in das KZ Sachsenhausen genommen, viele Stunden von Material gesammelt und das Ergebnis davon ist ein kompromissloser Blick auf die Tausende von Touristen, die an jedem Tag diesen historischen Ort besuchen.
Zu seinen kunstvoll gestalteten schwarzweißen "tableaux vivants" bietet der Regisseur kein Kommentar, aber man kann den Film leicht interpretieren. Das Leben als eine unendliche Reihe von Selfies und Faszination von dem Tod statt Aufklärung sind die Hauptsachen, die der Filmemacher thematisiert. Im ganzen gesehen war Austerlitz viel besser als der spanische Film, der den Dokumentarpreis in Karlovy Vary gewonnen hat.
Sonntag, 18. Juni 2017
Sensationelle Entdeckung: Tresor Records existiert noch
Im März habe ich hier kurz erwähnt, dass ich nach Krakow fahren sollte. Als ich dort war, habe ich in einem Plattenladen eine ziemlich überraschende Tatsache festgestellt: Es gibt noch Tresor Records. Das im Jahre 1991 gegründete Berliner Techno-Label ist auch heute aktiv und veröffentlicht fast zehn Schallplatten pro Jahr. Man kann auf der diesjährigen Kompilation "Dreamy Harbor" hören, dass Tresor immer noch sehr gute Technotracks herausgibt, sowie tapfere Experimente.
Sonntag, 4. Juni 2017
Anders Trentemøller hat wieder etwas "anders" gemacht
Bei dem dänischen Künstler Anders Trentemøller gibt es offensichtlich keine Grenzen. Er ist hauptsächlich für seine elektronische Musik berühmt, doch tritt er mit einem richtigen Live-Band auf und sein neues Lied (wirklich, ein "Lied") "Hands Down" klingt wie The Cure und die anderen Klassiker von der Post Punk Szene. Präziser wurde das in den Kommentaren zu das neue Video ausgedrückt: Das Lied "errinert mich an Jehnny Beth, die mich immer an Siouxsie Sioux errinert." Unnötig zu erwähnen, dass Trentemøller schon ein Stück mir der echten Jehnny Beth (von Savages) veröffentlicht hat. Beide Lieder sind hervorragend.
Samstag, 20. Mai 2017
Mit Schwejk oder ohne Schwejk: Die ausführliche Untersuchung
Letzlich sah ich in Prag die Vorstellung "Kauza Schwejk," ein von vielen Theatermeisterstücken von Dušan David Pařízek. Der Theatermacher ist jetzt meistens in Österreich und Deutschland tätig und die von ihm geschaffte Produktion von "Der lächerlichen Finsternis" war für mich auch ein kapitales Erlebnis.
In "Kauza Schwejk" können wir tschechische, deutsche, österreichische und auch ungarische Schauspieler sehen, in erheblich bearbeiteten Rollen aus dem Buch von Jaroslav Hašek. Der Text ist aber völlig neu: Otto Fink, Adolf Biegler, "Frau Lukášová" und die anderen gehen durch alles, was Schwejk getan oder nicht getan hat und entscheiden, ob er ein Deserteur ist. Die Amtssprache des Gerichts ist Deutsch und die Sprache spielt auch eine wichtige Rolle in dieser Geschichte von Missverständnis unter Völker. Die Schauspieler wirken ganz spontan, das von Pařízek geregelte Tempo ist wirklich zauberhaft, es gibt viele komischen Situationen und auch eine Überraschung während der Pause.
Sonntag, 23. April 2017
Neu im Kino: Ein grausames Zeugnis aus Afrika
Der neue Dokumentarfilm "Safari" von Ulrich Seidl können wir als eine Fortsetzung von zwei seinen älteren Stücken wahrnehmen. In dem Film "Paradies: Liebe" wird auch der problematische Austausch von Gütern zwischen Europa und der dritten Welt thematisiert, während "Im Keller" zeigt uns auch zwei alten Opas aus Österreich, die gerne jagen. In dem neuesten Film verfolgt man sie und andere reichen Touristen auf dem Pfad von Giraffen, Zebras, Buschböcke und vielen anderen wehrlosen Tieren. Das Ergebnis ist traurig und blutig und schon das Trailer enthält ein paar sehr drastischen Szenen.
Sonntag, 2. April 2017
Die verlorenen Jungs aus dem Nord haben wieder in Prag gewonnen
Der dänisch-isländische Film "Hjartasteinn" wurde auf dem Prager Febiofest mit dem Hauptpreis ausgezeichnet. In diesem Film beobachtet man ein paar jungen Leute aus Island, ihre unglücklichen Lieben, alkoholsüchtigen Eltern, ihre Unsicherheit und Zweifeln. Es ist nur ein Zufall, dass der Febiofest-Gewinner aus dem letzten Jahr ("Þrestir") auch über unsichere, unglückliche islandische Kinder, Alkohol und Liebe erzählte. Diesmal habe ich von dem Wettbewerb drei Filme gesehen und "Hjartasteinn" finde ich davon am wenigsten interessant und originell.
Mittwoch, 22. März 2017
Die letzte Platte von Biosphere wurde von Polen inspiriert
Der norwegische Künstler Biosphere ist im Februar dreimal in einem Tag in Prag aufgetreten, ich bin aber lieber zu Hause mit Biospheres Alben geblieben. Die neueste Platte von diesem Künstler heißt "Departed Glories" und ist wie immer sehr gut. Diesmal ist sie auch mehr variabel als gewönlich. Biosphere hat sein letztes Album nicht in Norwegen, sondern in Krakow geschafft und sehr bald fahre ich auch nach diese schöne polnische Stadt. Die ganze neue Platte kann man hier auf Youtube hören.
Freitag, 10. März 2017
Der neue Film von Angela Schanelec wird während des Febiofests gezeigt
Nur zwei Wochen trennen uns jetzt von dem Prager Febiofest und der Programm ist fast fertig. Viele neue Stücke aus dem ganzen Welt werden gezeigt, sehr empfehlenswert kann zum Beispiel "Der Traumhafte Weg" von Angela Schanelec sein. Angela gehört zu der sogenannten Berliner Schule (sowie auch Christian Petzold) und der neue Film ist ihre erste Werk nach eine sechsjährige Pause. Die Handlung enthält zwei verschiedenen Geschichten - eine findet in Griechenland in der achtziger Jahren statt, die andere im heutigen Deutschland.
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